Umgang mit Frust bei Kindern - was Eltern tun können
Wie entsteht Frust?
Frust entsteht, wenn ein starkes Bedürfnis nicht erfüllt wird. Frustration beschreibt den inneren Zustand, wenn man auf eine Enttäuschung reagiert - sei es durch einen Misserfolg, ein Verbot oder ähnliches. Es entstehen ausgeprägte negative Gefühle wie Wut, Ärger, Traurigkeit oder Verzweiflung. Das betrifft nicht nur Kinder, auch Erwachsene erleben solche Situationen im Alltag, wenn zum Beispiel eine Liebe nicht erwidert wird, man eine Bewerbungsabsage erhält, die Kinder nicht auf das hören was man ihnen sagt usw.
Umgang mit Frust
In der Regel gelingt es einem Erwachsenen seine darauffolgenden Gefühle zu kontrollieren anstatt sie direkt auszuleben. Das nennt man Frustrationstoleranz. Aufgrund der Gehirnentwicklung besitzen Babys und Kleinkinder noch keine Frustrationstoleranz. Erst ab circa vier bis fünf Jahren entwickeln Kinder die Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen. Wenn kleine Kinder also sehr starke Gefühle haben, die Fähigkeit zur Kontrolle und Perspektivübernahme aber noch schwach ausgeprägt ist, entsteht Frustration, die sich bei Kleinkindern in sogenannten Trotz- oder Wutanfällen entlädt. Sie werden von ihren starken Gefühlen regelrecht „überschwemmt“ und sind nicht in der Lage sie zu unterdrücken oder zu regulieren.
Alltägliche Beispiele:
Ein Kleinkind, das sich gerne die Schuhe alleine anziehen möchte und es klappt noch nicht, ist frustriert und fängt an zu weinen.
Ein Kitakind, das Freunde vom Spielen ausgeschlossen haben, schlägt im Vorübergehen ein anderes Kind, um Frust abzubauen.
Ein Schulkind, das frustriert ist über eine schlechte Note, wirft die Schultasche wütend in die Ecke
Tipps für Eltern: Umgang mit Frust stärken
Vorbild sein: Neben der Gehirnentwicklung spielen auch die primären Bezugspersonen als Vorbilder eine große Rolle. Kinder orientieren sich an ihnen und schauen sich Reaktionen und Verhalten oft ab. Eltern dürfen vorleben, dass auch sie frustriert sind und ihren Umgang damit zeigen. Kinder sollen erleben, dass jedem etwas schwerfällt und Scheitern sowie Frust zum Leben dazugehören.
Sich austauschen: Eltern können in der Situation oder zu einem späteren Zeitpunkt ihren Kindern ein Gespräch anbieten und mit ihnen Strategien zum Umgang mit Frust erarbeiten. Zum Beispiel gemeinsam eine Lösung zu finden oder sich auf etwas Positives zu konzentrieren
Frust-Momente üben: Der Umgang mit Frust kann schon früh geübt werden. Eltern können z.B. bei Kleinkindern frustrierende Momente - wie das Warten auf etwas - zulassen. Bei älteren Kindern, können Eltern erklären, warum sich bestimmte Wünsche nicht (sofort) erfüllen lassen. Auch Spiele, bei denen Kinder zwangsläufig auch einmal verlieren, können die Frustrationstoleranz fördern. Dabei sollen Eltern ihre Kinder aber nicht künstlich oder unverhältnismäßig frustrieren.
Gefühle in Worte fassen: Um Kinder mit ihrer Frustration nicht alleine zu lassen, ist es wichtig, sie emotional zu erreichen. Es kann helfen, die starken Gefühle des Kindes zu benennen, z.B.: „Du bist jetzt wütend, weil das Schuhe anziehen alleine noch nicht geklappt hat. Brauchst du eine Pause? Was könnte dir jetzt helfen?“ Je älter dein Kind ist, desto besser lernt es dadurch, die eigenen Gefühle zu erkennen und auszusprechen. Indem man stellvertretend den Frust benennt, lernt das Kind, Konflikte im Gespräch zu lösen.
Grenzen statt Strafen
Um die Frustrationstoleranz bei Kindern zu erhöhen, müssen sie lernen, mit Grenzen umzugehen. Schon ein Kleinkind lernt durch ein klares, freundliches „nein“ dass es nicht in eine Steckdose fassen oder mit der Blumenerde spielen darf. Wichtig ist, dem Kind direkt zu erklären, warum man "nein" sagt und die Frust bzw. Wut des Kindes akzeptiert. "In die Steckdose zu fassen, ist gefährlich und kann weh tun. Aber es ist in Ordnung, dass du wütend bist." Das Kind lernt, dass ein "nein" einen Hintergrund hat, Gefühle angenommen werden und es trotzdem geliebt wird. Eltern brauchen Einfühlungsvermögen und starke Nerven, um einerseits freundlich zu bleiben, andererseits aber auch sehr klar ihren Standpunkt zu vertreten. Grenzen helfen Kindern, sich im Leben zu orientieren.
Gewalt oder Strafen sind nie ein angemessenes Mittel, um Grenzen durchzusetzen. Das Gesetz verbietet jede Art von Gewalt. Eltern, die ihre Kinder schlagen oder misshandeln, machen sich strafbar. Wie körperliche Gewalt führt auch seelische Gewalt wie z.B. Liebesentzug, Aus- oder Einsperren zu oft lebenslangen Folgen. Strafen haben zudem wenig langfristigen Erfolg - sie führen dazu, dass das Kind das Verhalten aus Angst unterlässt. Es lernt aber nichts daraus, sondern setzt den Fokus auf die Folgen des Verhaltens und nicht auf die Einsicht, warum das Verhalten falsch war.
Eltern sollten mit ihren Kindern kooperieren und gemeinsam nach Lösungen suchen.
Sind Eltern mit dem Verhalten ihrer Kinder überfordert oder finden keinen guten Lösungsweg, gibt es passende Beratungsstellen, an die sie sich wenden und sich Unterstützung holen können, wie die Erziehungsberatungsstellen, die KoKi - Netzwerk Frühe Kindheit oder der Allgemeine Soziale Dienst im Jugendamt.
Quellen:
Frustrationstoleranz bei Kindern steigern - Tipps für Eltern