Wochenbett
Das Wochenbett - die erste Zeit mit Baby
Es ist eine intensive und in der Regel aufregende aber schöne Zeit für Eltern, die nun ihr Baby richtig kennenlernen. Bisher kinderlose Paare müssen sich oft erst in die Elternrolle hineinfinden. Die Paarbeziehung muss durch die Geburt eines Kindes neu ausgerichtet werden. Der Familienalltag ist ungewohnt und noch nicht eingespielt. All diese Veränderungen benötigen Zeit und Ruhe, denn auch das Baby muss sich erst an seine neue Umgebung gewöhnen. Es hat noch keinen Tag-Nacht-Rhythmus, was vor allem nachts für Eltern sehr anstrengend werden kann. Zudem können weitere Anpassungsstörungen, wie abendliche Schreiphasen oder Verdauungsprobleme des Kindes, beispielsweise aufgrund von Blähungen, eine große nervliche Herausforderung darstellen. Neben der Versorgung seiner elementaren Bedürfnisse wie Hunger/Durst, Sauberkeit, vermitteln besonders liebevolle Nähe und das Gefühl der Geborgenheit durch die Mutter und den Vater dem Kind Sicherheit und Schutz. Dies sind wichtige Schritte zu einer gelingenden Eltern-Kind-Bindung.
Erholung der Mutter im Wochenbett
Gleichzeitig soll sich die Mutter in den ersten sechs bis acht Wochen nach der Geburt, dem sogenannten Wochenbett, von den Strapazen der Schwangerschaft und Geburt erholen - mental wie körperlich. Am besten gelingt dies mithilfe des Partners oder weiterer (außer-)familiärer Unterstützung, einer Nachsorgehebamme oder weiteren Hilfen, zum Beispiel einer Haushaltshilfe oder Familienpflegerin können in Betracht gezogen werden. In Bayern können Familien durch ehrenamtliche Familienpaten oder Familienpatinnen Unterstützung für einen begrenzten Zeitraum erhalten. Familienpaten oder Familienpatinnen stärken Mütter, Väter und andere Erziehungsberechtigte in ihrer Alltags- und Erziehungskompetenz und geben Hilfestellungen. Gute Kontakt- und Anlaufstellen für Eltern sind zudem die Familienstützpunkte: Sie halten konkrete Angebote für die unterschiedlichen Bedürfnisse von Familien vor und verweisen bei Bedarf an andere Einrichtungen weiter.
Rückbildung im Wochenbett
Während des Wochenbetts regeneriert sich der Körper weitestgehend von den Auswirkungen der Schwangerschaft und Geburt.
Die Rückbildung der Gebärmutter ist erst nach etwa sechs Wochen abgeschlossen. In dieser Zeit heilt auch die etwa tellergroße Wunde in der Gebärmutterwand, die durch Ablösung des Mutterkuchens entstanden ist. Dadurch kommt es anfangs zu starken Blutungen, dem sogenannten Wochenfluss. Dieser verändert sich im Laufe der Zeit und ist normalerweise nach sechs Wochen vorbei. Sollten Komplikationen auftreten, der Wochenfluss zum Beispiel vorzeitig aufhören, sollten Sie Kontakt mit Ihrer Frauenärztin aufnehmen. Wurde nach der Geburt ein Dammriss oder -schnitt genäht, verheilt dies in der Regel recht schnell. Nach einem Kaiserschnitt benötigt die Mutter hingegen mehr Zeit für die Genesung und ausreichend Ruhe, um sich von der Bauchoperation zu erholen.
Milcheinschuss
Stillen Frauen nach der Geburt, wird das Kind die ersten drei Tage durch die sogenannte Vormilch (Kolostrum) ernährt, bis schließlich die Muttermilch „einschießt“. Dieser Vorgang kann schmerzhaft sein und auch das eigentliche Stillen ist anfangs häufig unangenehm.
Hebammenbetreuung im Wochenbett
Eine Nachsorge-Hebamme kann Sie fachlich durch diese Zeit begleiten. Sie sollten sich dafür bereits im frühen Stadium der Schwangerschaft auf die Suche nach einer Hebamme begeben. Sie kontrolliert den Verlauf der Rückbildung und Heilung und steht Ihnen und Ihrem Partner zu allen Fragen, die das Kind betreffen, beratend zur Seite.
Von der Hebamme erhalten Sie Tipps im Umgang mit dem Neugeborenen, zum Stillen und zur Linderung von Wochenbett-Beschwerden. Bei Bedarf steht Ihnen die Hebamme auch als Ansprechpartnerin bei weiteren Fragen zur Verfügung, die mit den Auswirkungen der Geburt in Zusammenhang stehen (zum Beispiel bei hormonellen Stimmungsschwankungen, Problemen in der Partnerschaft et cetera). Ihre Hebamme kann Ihnen ergänzende Hilfsangebote nennen und wird Sie bei Bedarf an die zuständigen Stellen weitervermitteln.
Neben der Mutter hat die Hebamme auch das Neugeborene im Blick. Sie kontrolliert bei jedem ihrer Hausbesuche den Gesundheits- und Entwicklungszustand - zum Beispiel die Heilung des Bauchnabels, ob das Baby ausreichend trinkt und an Gewicht zunimmt.
Stimmungstiefs nach der Geburt - Babyblues, Wochenbett-Depression oder Wochenbett-Psychose?
Die Hormone fahren Achterbahn und nicht selten erleben Mütter in den ersten Tagen nach der Geburt ein Wechselbad der Gefühle. Neben Glück und Freude über die Geburt, erleben viele Mütter auch eine große Traurigkeit oder fühlen sich schnell gereizt, hilflos, ängstlich oder überfordert. Schnell fließen in dieser Phase die Tränen, manchen Müttern fällt es außerdem schwer, einen Zugang zu ihrem Baby zu finden und die Feststellung, dass sich nach der Geburt nicht (nur) das reinste Mutterglück einstellt, führt zudem häufig zu einem Gefühl der Enttäuschung oder wird als Versagen empfunden.
Fast jede zweite Mutter ist vom sogenannten "Babyblues" betroffen - die hormonelle Umstellung nach der Geburt führt dazu und wird von beispielsweise Schlafmangel und den neuen Anforderungen noch begünstigt. In der Regel dauert es nur wenige Tage bis sich der psychische Zustand wieder stabilisiert. Hilfreich sind verständnisvolle Gespräch mit dem Partner oder anderen Vertrauenspersonen.
In manchen Fällen allerdings geht der Babyblues über in eine sogenannte Wochenbett-Depression (postpartale Depression). Eine Indikation hierfür wäre, wenn der Babyblues länger als zwei Wochen anhält oder weitere Symptome, wie Panikattacken, tiefe Ängste oder starke Traurigkeit dazukommen. Auch körperliche Symptome wie starke Kopfschmerzen oder Schwindel können zum Erscheinungsbild gehören. Etwa zehn Prozent der Mütter sind davon betroffen. Eine Wochenbett-Depression ist eine ernstzunehmenden Erkrankung und muss professionell abgeklärt und behandelt werden. Erste Ansprechpartner können Hebamme, Frauen- oder Hausärzte sein, die bei Bedarf an Fachstellen weitervermitteln.
Seltener, bei ca. 0,1 Prozent der Mütter, tritt nach der Geburt eine Wochenbett-Psychose (postpartale Psychose) auf. Dabei handelt es sich um eine schwere psychiatrische Erkrankung und das Verhalten der Frauen ändert sich auffällig. Betroffene verlieren beispielsweise den Bezug zur Realität, entwickeln sehr starke Ängste bis hin zu Wahnvorstellungen, manchmal in Kombination mit starker Antriebs- und Teilnahmslosigkeit. Da eine unbehandelte Psychose für Mutter und Kind gefährlich werden kann, ist eine Vorstellung bei einem Psychologen oder Psychiater unerlässlich.
Sexualität nach der Geburt
Aus ärztlicher Sicht sollte vaginaler Sex erst nach dem vollständigen Aufhören des Wochenflusses (Lochien) wieder aufgenommen werden, der üblicherweise bis zu sechs Wochen andauert. Auch sollte auf keinen Fall Sex unter Schmerzen stattfinden, zum Beispiel nach einer Dammnaht oder einem Kaiserschnitt.
Abgesehen davon, sollten jedes Paar im offenen Austausch miteinander bleiben und so den richtigen Zeitpunkt für sich finden, denn hier gibt es kein richtiges oder falsches Vorgehen. Es ist sowohl normal, wenn man sich erschöpft und lustlos fühlt als auch, wenn man schon früher bereit ist und Lust auf Intimität verspürt.
Um sich als Frau auf körperlicher Ebene wieder bereit für Sex zu fühlen, kann auch eine konsequente Rückbildung nach dem Wochenbett beitragen, da hier der Beckenboden wieder gefestigt und gestärkt wird, welcher für die Intensität des sexuellen Erlebnisses eine entscheidende Rolle spielt und weniger, wie häufig angenommen, die Enge der Vagina. Der Beckenboden wird während Schwangerschaft und zusätzlich erheblich bei einer vaginalen Geburt gedehnt und stark belastet. In der Rückbildungsgymnastik kann der Beckenboden sehr viel von seiner Festigkeit zurückerlangen, wenn sie konsequent und lange genug durchgeführt wird.
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Quellen: Wochenbett (schwanger-in-bayern.de)