Medienkonsum bei Kindern und Jugendlichen im Blick behalten und thematisieren
Bewegung, Schlaf und Medien - auf die Balance kommt es an
Wieviel Bewegung und Schlaf Kinder und Jugendliche pro Tag brauchen ist für jede Altersstufe unterschiedlich und hängt natürlich auch individuell vom eigenen Kind ab. Ebenso wie die Mediennutzung. Dennoch gibt es Richtwerte von Fachleuten, die Eltern eine gute Orientierungshilfe geben. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat hierzu ein sehr übersichtliches Schaubild mit Tagesrichtwerten für die verschiedenen Altersstufen herausgegeben. Dieses findet sich hier und die gleiche Übersicht, allerdings mit etwas detaillierteren Informationen zu den einzelnen Abschnitten hier. Grundsätzlich lässt sich natürlich sagen, je mehr Bewegung, desto besser und je weniger Bildschirmzeit, desto besser. Ausreichend Bewegung hält fit, fördert die Konzentration und guten Schlaf. Wohingegen zu viel Fernsehen, Tablet usw. oft zu mangelnder Bewegung führen, das Risiko für Übergewicht erhöhen und guten Schlaf stören können. Die Schlafdauer ist für jedes Kind individuell, es gibt Richtwerte zur Orientierung, aber manche Kinder benötigen mehr und andere weniger Schlaf. Ist ein Kind fit und hat genug Energie für einen aktiven Tag, passt auch die Schlafdauer.
Wie hoch ist die Medienzeit meines Kindes?
Während sich die Schlaf- und Bewegungszeiten eines Kindes oft leichter im Blick behalten lassen, stellen sich Eltern allerdings oft die Frage, wie dies auch bei der Medienzeit gelingen kann. Auch Kinder und Jugendliche (und auch Erwachsene) bemerken selbst oft nicht, in welchem Umfang sie digitale Medien tatsächlich nutzen. Um dies zu überprüfen, kann ein Medientagebuch sinnvoll sein. Bei kleineren Kindern führen dies die Eltern, bei größeren Kindern und Jugendlichen können diese es selbst führen. Auch Eltern können damit den eigenen Konsum und damit ihre Vorbildfunktion einmal genauer in Augenschein nehmen. Eine Vorlage hierfür findet man vom Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG)im Rahmen des Präventionsprogrammes "Ins Netz gehen" und kann sich die PDF dafür hier herunterladen. Im Tagebuch kann auch vermerkt werden, wofür Medien genutzt wurden (z.B. Schule, Lernen, Ablenkung, Langweile, usw.), ob man sie allein oder mit Familie/ Freunden gemeinsam genutzt hat und wie man sich dabei gefühlt hat.
Wie spreche ich mit meinem Kind über eine problematische Mediennutzung?
Wenn man als Elternteil festgestellt hat, dass die Mediennutzung des Kindes nicht angemessen ist, muss dies nun natürlich im nächsten Schritt mit dem Kind oder Jugendlichen besprochen werden. Dies fällt häufig nicht leicht, weswegen es nützlich sein kann, sich an dem von der BIÖG veröffentlichten Gesprächsleitfaden für problematische Mediennutzung zu orientieren. Dieser ist für ein Gespräch mit Jugendlichen ausgelegt, kann aber auch als Orientierung für ein Gespräch mit Kindern dienen. Es ist wichtig, auch mit jüngeren Kindern darüber zu sprechen, wenn Eltern Änderungen herbeiführen wollen. Ein Kind nutzt in der Regel im Einklang mit den Eltern bzw. mit deren Erlaubnis digitale Medien, daher ist es nur fair auch geplante Reduzierungen und die Gründe hierfür kindgerecht zu besprechen und auch jüngere Kinder dabei nicht einfach zu übergehen. Den oben genannten Gesprächsleitfaden können sie hier herunterladen. Wichtige Bausteine dabei sind die Gesprächsatmosphäre, die Gesprächsführung und der Gesprächsaufbau.
Wie kann die Medienzeit reduziert werden?
Das oben genannte Medientagebuch kann sowohl Anlass für das Gespräch sein aber auch Konsequenz, sollte das Gespräch aus einem allgemeinem Gefühl einer problematisch hohen Mediennutzung heraus entstanden sein. Sollte dieser Schritt bereits stattgefunden haben und schon feststehen, dass die Medienzeiten zu hoch sind, kann eine Medienvereinbarung mit festgelegten Nutzungszeiten hilfreich sind. Eine Vorlage dafür finden Sie zum Beispiel hier. Es können nicht nur die betroffenen Geräte und feste Medienzeiten, sondern auch medienfreie Zeiten, zum Beispiel beim gemeinsamen Essen, vor dem Schlafengehen usw., festgelegt werden. Abschließend wird noch die Zeit für eine gemeinsame Auswertung und Reflexion bestimmt und der Vertrag von allen Parteien unterschrieben. Bei kleinen Kindern bietet sich ein Vertrag in der Form weniger an, hier sollten mündliche Absprachen ausreichen, da eine Mediennutzung in der Regel nicht selbstständig sattfindet, sondernd er Zugang zu Fernsehen, Tablet oder ähnlichen Geräten durch die Eltern gesteuert werden sollte. Bei Jugendlichen kann in der Regel bei den genutzten digitalen Geräten bei Bedarf ergänzend die Bildschirmzeit getrackt und ausgewertet werden.
Fachliche Unterstützung suchen
Haben Eltern das Gefühl, die Situation ist bereits so weit ausgeufert, dass sie es selbst nicht mehr handhaben könne, sollten sie sich fachliche Unterstützung suchen. Es gibt verschiedene öffentliche Beratungsstellen, deren Beratung in der Regel kostenfrei ist.
Die Caritas Augsburg bietet beispielsweise Beratung zum Fachgebiet Medien- und Internetsucht an und berät mit Suchtfachambulanz auch in Marktoberdorf, Füssen und Kaufbeuren zu diesem Thema.
Die Suchtfachambulanz Kempten/Oberallgäu bietet ambulante Therapieformen und Nachsorgemaßnahmen für Mediensucht an und kann bei der Klärung von Kostenübernahmen helfen.
"Ins Netz gehen" ist die Präventionskampagne des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) zur Vorbeugung von exzessiver Mediennutzung bei Jugendlichen. Es werden Informationen und Hilfsangebote bereitgestellt, um Medien- und Computerspielsucht vorzubeugen. Aufklärungsmaterial informiert über die Entstehung und Risiken eines Suchtverhaltens. Beratungsangebote können vorbeugend unterstützen oder akut bei Lösungen helfen.
Aktiv gegen Mediensucht e.V. ist eine große Selbsthilfeplattform, die auch das Angebot AktivOffline in Niederbayern integriert.
AktivOffline: Ein kostenloses und vertrauliches Onlineberatungsangebot für Betroffene und Angehörige.
Hilfenetzwerk: Auf der Website gibt es ein Hilfenetzwerk mit Informationen zu Online- und Telefonberatung, Selbsthilfegruppen und Therapieangeboten.
Die Bundesweite Sucht-Hotline der Bundesregierung bietet unter der Nummer 01806/313031 eine anonyme telefonische Beratung an. Diese kostet allerdings 20 Ct. pro Anruf.
DigiSucht ist eine digitale Suchtberatungsplattform, die anonyme Beratung kostenfrei anbietet.
Quellen:
BZgA: Umgang mit Medien - Kinder- und Jugendgesundheit - Themen - BIÖG Shop
Caritas: Fachgebiet Medien- und Internetsucht
Suchtfachambulant Caritas in Marktoberdorf: Adresse
Landratsamt Ostallgäu: Bürgerservice Ostallgäu: Soziale Entwicklung
LRA Unterallgäu: Medienkompetenz | Landratsamt Unterallgäu
Aktiv gegen Mediensucht: Selbsthilfe bei Mediensucht | Aktiv gegen Mediensucht e.V.
BIÖG/Ins Netz gehen: Exzessive Mediennutzung bei Jugendlichen: Beratung & Hilfe
Bundesregierung: Beratungsangebote - Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen